Gestern war es soweit, Google veröffentlichte die nächste Version seines Mobilbetriebsystems Android. In Version 7.0 alias „Nougat“ bringt Google einige interessante Neuerungen und Verbesserungen. Die Geräte der Pixel- und Nexus-Serien bekommen das neue Update bereits, die übrigen Hersteller werden dafür wie üblich noch einige Monate brauchen.

Zu den interessantesten neuen Features zählt der Multi-Window-Mode. Mit Android 7.0 ist es nun möglich, den Bildschirm des Handys oder Tablets zu teilen und so beispielsweise die Einkaufsnotizen und den Taschenrechner gleichzeitig im Blick zu behalten. Auch die verbesserten Möglichkeiten zur Einstellung von Benachrichtigungen erleichtern die Übersicht, Android 7.0 bringt 6 Abstufungen für die Benachrichtigungseinstellungen von Apps mit.

Unter der Haube verbessert Android 7.0 außerdem die 3D-Engine für die beschleunigte Darstellung von Anwendungen, baut seine VR-Fähigkeiten mit der VR-Plattform Daydream weiter aus und steigert gleichzeitig die Akkulaufzeit durch verbesserte Energiespar-Features.

Oberfläche

Google bringt einige Verbesserungen in der Bedienung und Übersicht der grafischen Oberfläche. Die gefragtesten sind hierbei der neue Multi-Window-Mode, sowie die Änderungen in der Schnellstartleiste. Längst überfällig ist die Option zum Schließen aller Hintergrundanwendungen.

Multi-Window-Mode

Der neue Multi-Window-Mode ist intuitiv zu bedienen. In der Übersicht der kürzlich geöffneten Apps tippt man die gewünschte App an und zieht sie zum oberen Bildschirmrand. Ähnlich der Anordnung von Widgets auf den Ansichtsseiten befindet sich die erste App nun fix im oberen Bereich des Bildschirms. Wiederholt man den Vorgang mit einer zweiten App am unteren Bildschirmrand, ist der Multi-Window-Mode aktiviert und man kann mit einem schwarzen Balken das Größenverhältnis der beiden Fenster bestimmen.
Zum Beenden des Multi-Window-Mode muss man nur länger auf die Softtaste der kürzlich geöffneten Apps drücken.

Kürzlich geöffnete Apps

Android 7.0 bringt eine kleine, aber längt überfällige Verbesserung in der Übersicht der kürzlich geöffneten Apps. Google hat einen „ClearAll“-Button hinzugefügt, mit dem sich alle geöffneten Hintergrundanwendungen auf einmal schließen lassen. Bisher hat man diese Aufgabe Drittanbietern überlassen.

Priorisierung der App-Benachrichtigungen

Bisher lieferte Android 5 verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, um Benachrichtigungen von Apps einzuordnen. So war es möglich, nur Telefonanrufe mit Klingelton durchzulassen, während Messenger sich auf das Benachrichtigungslicht beschränken mussten. In Android 7.0 erweitert Google diese Abstufungen um eine weitere Stufe und bringt das Feature mit, Apps direkt in ihren Einstellungen mit einer Einstufung der Priorität zu versehen.

Technik

Mit einer Reihe von technischen Verbesserungen in Android 7.0 versucht Google vor allem, die Sicherheit und Akkulaufzeit zu erhöhen. Darüber hinaus sorgen die überarbeiteten Prozessabläufe im Betriebssystem für eine schnellere Verarbeitungsgeschwindigkeit.

Passwortmanagement

In Android 7.0 wird es Apps nicht mehr möglich sein, Passwörter zu ändern. Allerdings funktioniert diese Sicherheitsschranke nur unter einer Bedingung, Zitat: „[…]Nougat] wird eine neue Bedingung im resetPassword-API einführen, mit der sich Passwörter nur dann ändern lassen, wenn zuvor noch keines gesetzt war.“ Soll heißen, ein Handy ohne PIN, Sperrmuster o.Ä. ist nicht durch die neue API geschützt. Grundsätzlich sollte dies allerdings der Fall sein, somit wird es Verschlüsselungstrojanern, sog. „Ransomware“ erschwert, Zugrif auf das Handy zu erlangen und beispielsweise Daten zu verschlüsseln.

API-Level 24: Nougat als Mindestanforderung

Durch den Umstieg auf ein neuen API-Level haben Entwickler nun die Möglichkeit, native Apps für Android 7.0 zu erstellen und diese Version als Mindestanforderung für ihre App einzustellen. Sinnvoll ist dies zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht, da durch die unzähligen Versionen von Android erst sehr langsam auf die neue Version gesetzt wird. So befinden sich Stand heute noch 35,5% aller Androidgeräte auf Version 5.x und sogar 47,5% noch auf Stand 4.x.

Bootgeschwindigkeit

Im direkten Vergleich mit Android 6.0 schnitt die neue Version deutlich besser in der Bootgeschwindigkeit ab. Google hat es geschafft, Android 7.0 im Kern zu beschleunigen und die Reaktionszeit sichtbar angenehmer zu gestalten.

Weniger Akkuverbrauch

Durch die Überarbeitung des Energiespar-Features „Doze“ aus Android 6.0 hat Google die Anwendung und Dauer der Energiesparfunktionen verbessern können und somit eine Verbesserung der Akkulaufzeit erreicht.

Stichwort Virtual Reality

Auf der I/O-Messe 2016 wurde die Plattform „Daydream“ eingeführt, um VR-Anwendungen auf Smartphones zu standardisieren.Android 7.0 bringt hierzu die ersten Hinweise mit dem neuen Eintrag „VR Hilfsdienste“ in den Einstellungen.

Verbesserte 3D-Darstellung durch Vulkan

Speziell für Spiele bringt Google die API Vulkan auf das Smartphone. Als inoffizieller Nachfolger von OpenGL auf dem Desktop bereits mit Auszeichnungen und Lobeshymnen versehen, verspricht Vulkan eine plattformübergreifende Schnittstelle in Konkurrenz zu Microsofts DirectX.

JIT-Kompilierung

Die großen Update-Wellen wurden bereits zur Geduldsprobe für den Anwender, da Android bisher alle Anwendungen vorkompilierte, sobald es auf eine neue Version geupdated wurde. Dieser Schritt entfällt nun und wir in den Start der jeweiligen App verschoben. Dieser erste App-Start dauert dann etwas länger, dafür muss sich das Smartphone oder Tablet nicht minutenlang im Bootmodus aufhalten.